Das Thema wurde schon viel besprochen und es gibt tolle Checklisten z.B. vom ADAC oder Promobil, wenn man sich ein gebrauchtes Wohnmobil kaufen möchte, die wir selbst auch genutzt haben und empfehlen können.

Hier geht es eher um unsere persönlichen Tipps und Erfahrungen, die wir im Laufe des Kauf- und Kennenlernprozesses gemacht haben und um Dinge, die wir heute anders machen würden. 

Auch geht es hier nur um den Kauf gebrauchter Wohnmobile, zum Thema Neukauf fehlt uns leider die Erfahrung.

Gebrauchtes Wohnmobil kaufen darauf solltest du achten: Den Markt abchecken

Zuerst einmal solltet ihr euch ein paar Wohnmobile anschauen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was es so alles gibt. Fahrt einfach mal zum Händler oder wenn es zeitlich grad passt zu einer Messe. Nehmt euch Zeit und lasst euch ruhig ausführlich beraten. Checkt die Preise bei Kleinanzeigen und Co. um ein Gefühl dafür zu bekommen, was bei eurem Budget drin ist und wie zu welchem Kurs die Mobile in etwa weg gehen.

Wenn ihr unsicher seid, ob Camping überhaupt das Richtige für euch ist, beißt lieber in den sauren Apfel und leiht euch ein Wohnmobil für ein Wochenende. Die Leihmobile sind nicht günstig, aber wenn ihr euer Gefährt nach einem Urlaub wieder verkaufen müsst, weil ihr merkt, dass ihr so gar keinen Bock auf Camping habt, ist das finanziell auch nicht so der Hit.

Wir haben das nicht gemacht, da wir ja schon mal im Wohnmobil unterwegs waren.

Die Finanzen klären

Solltet ihr nicht das nötige Kleingeld für euer Traummobil haben und müsst etwas dazu finanzieren, checkt am besten vorab die Kreditkonditionen bei den verschiedenen Anbietern.

Sonst artet es nachher in Stress aus, wenn ihr was Tolles gefunden habt und nun schnell die Finanzen klären müsst. Bedenkt auch die Zusatzkosten und lasst etwas auf der hohen Kante, damit ihr im Falle einer größeren Reparatur oder eines Schadens nicht vor einem Problem steht, wenn ihr das ganze Geld beim Kauf investiert habt.

Wo soll das Wohnmobil stehen?

Das ist nicht ein Punkt, den man zwingend vorher klären MUSS, aber gerade wenn ihr kein eigenes Grundstück habt und ihr nur ein Saisonkennzeichen haben möchtet, muss der Wagen im Winter von der Straße. Ein abgemeldetes Wohnmobil darf nicht an der Straße parken (und in der Ruhephase natürlich auch nicht mehr bewegt werden). Also überlegt am besten vorher und kümmert euch ggf. um einen Stellplatz.

Vorbildlich wie wir sind, haben wir das natürlich NICHT getan, aber wir hatten Glück und haben noch auf die Schnelle einen Stellplatz hier um die Ecke bekommen.

Rechnet die Folgekosten grob durch

Je nach Schadensfreiheitsklasse, kann die Versicherung ganz schön ins Geld gehen. Denkt auch an die Steuern, Stellplatzkosten, TÜV, Reifen, Wartung, eventuell möchtet ihr etwas renovieren?

Wir haben diesen Punkt definitiv unterschätzt, daher kommt bald noch ein Beitrag dazu, wo wir das Ganze etwas näher für euch aufschlüsseln. Vielleicht muss ein gebrauchtes Wohnmobil nicht immer Vollkasko versichert werden.

Die oberen Punkte sind geklärt? Gut, dann geht’s ans Eingemachte.

Macht euch eine Checkliste mit Punkten, die für euch Unverzichtbar sind und Dingen, bei denen ihr flexibel seid.

Viele Sachen kann man später noch ändern. Die Farbe der Gardinen ist nicht in Stein gemeißelt, aber wenn das Wohnmobil keine (vernünftige) Dusche hat, ihr aber (so wie ich) ungern fremde Duschen benutzt, wird es im Nachhinein schwierig.

Hier einige für uns wichtige Punkte:

  • Was für ein Basisfahrzeug soll es sein? Habt ihr da Präferenzen?
  • Was für ein Wohnmobil möchtet ihr haben? Alkoven ja oder nein? Informiert euch über die verschiedenen Typen und deren Unterschiede
  • Wieviel Schlaf- und Gurtplätze müssen es sein?
  • Bad mit oder ohne Dusche? Vielleicht sogar mit separater Dusche? (ich liebe sie!)
  • Generelle Aufteilung des Womos?
  • Sind – falls erforderlich – Kindersitze montierbar? Gerade bei den alten Wohnmobilen sind oft keine zwei 3 Punkt-Gurte vorhanden! Achtet da unbedingt drauf, nachrüsten ist schwierig und nicht immer möglich.
  • Möchtet ihr auch im Winter campen? (wintertauglichkeit, Thema Doppelboden)
  • Was sagt euer Führerschein?

Dürft ihr nur 3.5 Tonnen fahren und reicht euch das? Cool.

Möchtet ihr mehr Zuladung oder ein großes Gefährt und ihr habt nur einen Führerschein der Klasse B, zieht das Fahrschule und Folgekosten nach sich, denn das Wohnmobil gilt dann als LKW. Das hat nicht nur Vorteile, ihr müsst einiges beachten und es wird auf jeden Fall nicht nur schwerer, sondern auch teurer.

Grüne Plakette – ja, unbedingt oder muss nicht sein? 

Wir wohnen in einer Umweltzone (was uns bis dato nicht ganz bewusst war).

Ein Wohnmobil ohne grüne Plakette hätten wir also gar nicht nach Hause bringen dürfen. Zudem habe ich keine Lust auf Stress im Urlaub. Die Vorstellung ständig darauf achten zu müssen wo man denn jetzt eigentlich lang fahren darf, wenn man eh schon ortsfremd ist, fanden wir nicht so prickelnd.
Daher war für uns ganz klar, wir brauchen das Ding oder es muss zumindest nachrüstbar sein. Aber Achtung, der Spaß ist nicht ganz günstig und es ist auch nicht bei jedem Modell möglich auf grün nachzurüsten. Falls ihr die Plakette haben möchtet, solltet ihr das unbedingt vorher abklären und im Preis mit einkalkulieren!

Wenn euer Wohnmobil älter als 30 Jahre ist und ein H-Kennzeichen hat, habt ihr zumindest in Deutschland momentan Glück. Informiert euch am besten beim ADAC über die aktuellen Bestimmungen. Welche Regeln im Ausland gelten, müsst ihr je nach Reiseziel im Vorfeld recherchieren.

Wie hoch ist die Zuladung?

Das Thema wird oft unterschätzt. Ein Leergewicht von ca. 3000 Kg hört sich im ersten Moment gut an, ist aber meist nicht das tatsächliche Leergewicht.
Wenn Vorbesitzer Karl-Heinz eine schicke Markise installiert hat und Irmgard noch Solarpanele wollte, sind schnell die 3200 kg geknackt und diese Sachen werden nicht im Fahrzeugschein eingetragen!

Wohnmobil gebraucht kaufen
Hilde hat abgespeckt

Fragt da unbedingt nach, der Vorbesitzer war mit Sicherheit schon mal auf der Waage. Aus Erfahrung können wir sagen, 500 Kg Zuladung sind mit 4 Personen sehr sehr schnell erreicht. Wenn man dann noch den Wassertank füllen möchte oder die Fahrräder mitnehmen will, steht man vor einem Problem. Das ist auch der Grund, warum Hilde demnächst ein wenig umgerüstet wird #hildemussabnehmen. Wir nehmen euch dabei natürlich mit! Stay tuned 😉

Welche Mindestlänge braucht ihr?

Wir als vierköpfige Familie haben eine Länge von 6,3 Metern und es hätten gern noch ein paar Zentimeter mehr sein dürfen. Bedenkt aber dabei wieder, dass das meist Zulasten der Zuladung geht, falls ihr unter 3.5 Tonnen bleiben wollt oder müsst. Außerdem gibt es auf Campingplätzen öfter mal Beschränkungen der Länge, denn die Plätze sind oft sehr klein. Die Flexibilität beim Reisen wird auch etwas eingeschränkt, denn so ein langes Wohnmobil ist auf Parkplätzen nicht ganz einfach.

Tipps für die Besichtigung

Wir waren mega aufgeregt und hätten fast alles gekauft. Also Ruhe bewahren 😉 Bleibt sachlich und nehmt euch Zeit! Wenn ihr jemanden habt, der sich irgendwie auskennt, sei es auch nur ein klitzekleines bisschen… nehmt die Person mit. Denn wenig ist besser als gar nicht.

Wie ist der erste Eindruck?

Und damit meine ich nicht nur das Wohnmobil. Wie wirkt der Verkäufer? Ist alles stimmig? Wirkt er ehrlich? Verlasst euch da unbedingt auf euer Bauchgefühl. Wenn euch irgendetwas komisch vorkommt, hakt nach. Wenn ihr Bauchschmerzen habt, lasst die Finger davon. Es gibt genug gebrauchte Wohnmobile, auch wenn der Markt boomt wie Bolle.

Das Top Werkzeug bei einem Wohnmobilkauf? Die Taschenlampe. Geht um das Wohnmobil herum, achtet auf Beschädigungen. Bei solchen Riesen übersieht jeder mal was, verlasst euch da nicht nur auf den Verkäufer. Blinde Scheinwerfer oder Risse in den Heckleuchten können beim nächsten TÜV Termin für Probleme sorgen.

Öffnet die Motorhaube und schaut nach Kühlwasser, Öl und Bremsflüssigkeit. Leuchtet jetzt den Motor ab und achtet auf Ölverschmutzungen. Ein alter Motor darf schon etwas ölfeucht sein, aber es muss sich in Grenzen halten.
Hat das Fahrzeug eine Klimaanlage? Gleich mal den Aufkleber für den letzten Service suchen. Wie sehen die Gummischläuche aus, ruhig mal zusammendrücken.

Bremse Wohnmobil

Jetzt gehts den Bremsen an den Kragen. Schaut euch die Belagdicke und den Grat an den Bremsscheiben an.
Wie ist das Reifenalter und die Profiltiefe? Der ADAC empfiehlt Reifen ab einem Alter von 6 Jahren auszutauschen.

Wieder Taschenlampe einschalten und ab unter das Fahrzeug. Achtet auf Rost! Wohnmobile die auch im Winter gefahren wurden sind meistens auch rostiger als reine Sommerfahrzeuge.


Wurde der Unterboden mal neu versiegelt? Seht euch auch die Kanten an den Übergängen zum GFK/Alu an. Hier tropft oft Regenwasser ab und wenn nicht zieht es in den Unterboden.

Rost Wohnmobil

Falls ihr so absolut keine Ahnung von der Materie habt, solltet ihr euch in jedem Fall jemanden mitnehmen, der sich etwas auskennt und etwaige Schäden eher entdeckt. Für einen Fahrzeugcheck empfiehlt sich auch immer der ADAC oder die DEKRA. Wenn der Verkäufer genug Geduld hat und da mitspielt.

Checkt auf Feuchtigkeit!

Seien wir mal ehrlich. Oft fehlt einfach die Zeit, sich so richtig um dieses Thema zu kümmern, denn die bekommt man in der Regel vom privaten Verkäufer nicht. Wenn die nächsten 10 Interessenten schon mit den Hufen scharren, lässt sich der Verkäufer mit großer Wahrscheinlichkeit auf kein Gutachten oder sonstige akribische Untersuchungen ein. War bei uns auch so. Wenn ihr es nicht kauft, tut es halt ein Anderer. Der Markt explodiert, die Leute stehen Schlange, die Preise gehen durch die Decke. Dennoch solltet ihr versuchen eine Feuchtigkeitsmessung durchzuführen. Informiert euch darüber am besten vor der Besichtigung und nehmt im besten Fall direkt ein Gerät mit. Soviel Zeit muss unbedingt drin sein.

Wir haben uns auf unser Auge, Nase und Drucktest an verdächtigen Stellen verlassen. Das war nicht so erfolgreich, mehr dazu im nächsten Post (Unser gebrauchtes Wohnmobil namens Hilde).

Schaut in alle Schränke, Ecken und versteckten Winkeln nach. 

Unserer Meinung und unserer Recherche nach sollten Wohnmobile nach ca. 15-20 Jahren neu abgedichtet werden. Fragt den Verkäufer, ob er da schon mal nachgebessert hat. Es muss nicht sein, dass jedes Wohnmobil jenseits der 15 Jahre einen Wasserschaden hat, aber die Gefahr auf undichte Stellen, poröse Dichtungen oder modernde Unterböden steigt einfach von Jahr zu Jahr.

Was sonst noch?

Wie hoch ist der Kilometerstand (manchmal ist ein altes Fahrzeug mit etwas mehr Kilometern besser als eins, das wenig bewegt wurde)

Anzahl der Vorbesitzer?

Unfallschäden bekannt? Falls ja, wurden sie fachmännisch repariert?

Prüft auch unbedingt alle Geräte auf ihre Funktion (Gasherd, Heizung, ggf. Backofen, etc….)

Sind diese Dinge erledigt:

  • TÜV?
  • wann wurde der Zahnriemen gewechselt?

Alles prima? Super.

Nun geht‘s weiter zur Probefahrt.

Achtet hier darauf den Motor möglichst im Kaltzustand zu starten, steigt aus und hört euch den Motorlauf an. Läuft er ruhig oder ruckelt er?

Fahrt wenn möglich auch ein Stück Autobahn um ihn auf Herz und Nieren zu prüfen.

Wenn ihr zurück seid, stellt den Motor einmal ab und startet dann noch einmal neu um das Warmstartverhalten zu prüfen.

Vertrag Wohnmobil

Wenn wirklich alles passt und ihr kaufen möchtet, achtet auf einen vernünftigen Kaufvertrag. Ihr könnt zur Sicherheit auch 2 Ausdrucke des ADAC Kaufvertrags mitnehmen.

Unser Fazit:

Über eins müsst ihr euch klar sein:

Ihr könnt noch so gut nachschauen, manche Sachen findet man erst später. Wie zum Beispiel unseren Wasserschaden. Der war gut verdeckt von einem Teppich, den kann man schlecht bei einer Besichtigung rausreißen. Und ich fürchte, selbst ein Feuchtemessgerät hätte in dem Fall nichts gebracht, denn Hilde stand überdacht und zu dem Zeitpunkt war dort vermutlich alles schön durchgetrocknet.

Aber trotz dem wir etwas auf die Nase gefallen sind (es geht durchaus viiiiieeeel schlimmer), würden wir jederzeit wieder ein gebrauchtes Wohnmobil kaufen, denn wir haben es gefunden – unsere Hilde.

Allerdings auch nur, weil wir handwerklich nicht ungeschickt sind, viel selber machen können und da auch Spaß dran haben. Meistens 😉
Bei einem alten Wohnmobil gibt es immer etwas zu schrauben oder auszubessern.

Sollte dies bei euch nicht der Fall sein, würde ich gut darüber nachdenken gebraucht zu kaufen, denn bei Reparaturen oder versteckten Schäden geht es sehr schnell um sehr viel Geld. Ein altes Wohnmobil mit einem größeren Wasserschaden ist wirtschaftlich gesehen für eine Werkstatt meist ein Totalschaden.

Da kann ein Kauf beim Händler Abhilfe schaffen, denn der muss Gewährleistung geben und so seid ihr zumindest zeitweise etwas abgesichert… aber das hat natürlich seinen Preis.

Wir hoffen, dass euch dieser Beitrag ein wenig weiterhilft. Bei Fragen meldet euch gern!

Solltet ihr noch nicht wissen welche Bauart von Wohnmobilen überhaupt zu euch passt, kann ich euch diesen Artikel empfehlen:

Wohnwagen, Wohnmobil, Kastenwagen oder Campingbus? Der große Vergleich!

Viel Spaß & Erfolg wünschen euch

Eure Viercamper

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